Sarah und ich lernten uns, wenn man es genau nimmt, in Südamerika kennen. Sie war dort und ich auch (was wir vorher nicht wussten). Kurzerhand beschlossen wir zusammen reisen zu gehen. Vorher standen wir nicht wirklich in Kontakt, obwohl wir sogar über mehrere Ecken miteinander verwandt sind. Wie auch immer, erlebten wir auf unserer Reise durch den Norden Chiles, Peru, Bolivien und Argentinien zwei wunderschöne, aufregende und horizonterweiternde Monate. Anstrengend war es manchmal auch, denn wir blieben meist nicht länger als zwei oder drei Übernachtungen. Ohne Sarah wäre ich wohl nicht über die chilenische Grenze hinausgekommen, alleine hätte ich mich das nach dem Abi nicht getraut. Sarah meinte nur: „Komm schon, jetzt sind wir so nah dran, lass uns das mitnehmen.“ Und so ging es Land für Land, Busreise für Busreise weiter. Es war von allem etwas dabei: Dinge, die man die Lieben zu Hause besser nicht wissen lässt, wunderschöne Begegnungen mit Menschen, atemberaubende Natur, schlaflose Nächte im Bus oder in einer Bar und die Folgen von schlechten Muscheln…
Eine gemeinsame Reise, ist definitiv eine gute Gelegenheit, um sich besser kennenzulernen.
Ich habe damals schon bewundert, wie fest Sarah mit beiden Beinen im Leben stand, sie wusste was sie wollte (und auch was sie nicht wollte) und sie hat ihr Herz stets weit geöffnet.
Heute wohnt sie mit ihrem Mann Philipp und ihren Kindern in Hofstetten und ich freue mich sehr, dir heute einen Einblick in ihre Welt geben zu können - viel Freude beim Stöbern.
Sarah, magst du dich kurz einmal vorstellen?
Ich bin 31 Jahre alt und im Moment als Vollzeitmama tätig. Davor und nun auch bald wieder darf ich in dem für mich schönsten Beruf als Lehrerin arbeiten, momentan an einer reinen Grundschule. Seit nun beinahe zwei Jahren bin ich glücklich mit meinem Mann Philipp verheiratet, mit dem ich schon seit elf Jahren mein Leben teile. Im August 2019 haben Oskar und Jonathan uns zu stolzen Eltern gemacht.
So viel zu den Facts…
Wie würde ich mich beschreiben?
Kommunikativ, gesellig, reiselustig, kreativ, an Vielem interessiert und dadurch inmitten meiner vielen Ideen und Projekte manchmal chaotisch. :)
Ich verbringe meine Zeit am liebsten mit meiner Familie und Freunden. Ich liebe es, draußen zu sein und die Natur mit Wanderschuhen oder auf dem Mountain Bike zu erkunden. Ich liebe es zu reisen und andere Kulturen zu erleben. Ich liebe Filme, das Theater und kann mich stundenlang hinter einem guten Buch verstecken. Kreativ bin ich am liebsten an meiner Nähmaschine oder mit einem Knäuel Wolle.
Was hat sich verändert in deinem Leben, seit du im August 2019 Mama von Zwillingen wurdest?
Vor allem mein Alltag hat sich vollkommen verändert und ist nun häufig an den Bedürfnissen meiner Kinder orientiert. Das zehrt ab und an sehr an meinen Kräften und ich frage mich schon jetzt, wie ich das alles in den ersten Monaten ohne viel Schlaf schaffen konnte. Aber als Mama kriegt man wohl zu Beginn eine kräftige Portion Energie mit. :)
Was ich seit der Geburt von Oskar und Jonathan am meisten genieße ist es, die Welt mit ihren Augen zu sehen und damit häufig vollkommen im Moment zu leben. Ich liebe es mitzuerleben, mit welcher Neugier und Freude sie die Welt entdecken. Eine schönere Achtsamkeitsübung als Eltern zu sein gibt es wohl kaum!
Gab es Herausforderungen, die dich an deine Grenzen gebracht haben und was hat dir in diesen Momenten geholfen?
Nach einer wundervollen Schwangerschaft hatte ich eine sehr schwere Geburt und wir haben einige Zeit im Krankenhaus verbracht. In dieser Zeit waren Familie und Freunde für uns da.
Mir ist durch diese Erfahrungen nochmal intensiv bewusst geworden, wie wichtig ein gutes Umfeld ist. Viele Menschen waren auf ihre ganz eigene Art eine große Stütze, ob durch Gespräche, kleine Gesten oder indem sie einfach zugehört haben. Zudem hatte ich ein tiefes Vertrauen, dass alles gut wird. Ich würde mich generell als sehr optimistischen Menschen beschreiben. Vor allem bei kleinen Schwierigkeiten erlebe ich dies immer wieder als Geschenk, da es mir hilft, den Blick für das große Ganze nicht zu verlieren.
Wie schaffst du den Spagat zwischen Mama sein, Frau sein und deinen eigenen Wünschen und Zielen?
Ich nehme diese verschiedenen Rollen, in denen ich mich befinde, mal mehr und mal weniger als Spagat wahr. Die meiste Zeit als Mama genieße ich sehr und hatte bisher das Gefühl, dennoch auch mich nicht aus dem Blick zu verlieren. Ich gönne mir immer wieder bewusst Auszeiten und auch als Paar achten wir darauf, regelmäßig auch Zeit zu zweit zu verbringen und stets im Austausch zu bleiben, nicht nur über Familie, Haus und Kinder zu sprechen.
Ich musste mir beim Beantworten dieser Fragen aber eingestehen, dass ich mich lange nicht mehr so intensiv mit mir beschäftigt habe. Ich kann nicht sagen, dass mir bewusst etwas gefehlt hat. Aber es war spannend für mich zu sehen, wie gut es mir tut, mich mal wieder so intensiv mit mir selbst zu beschäftigen. Ich bin generell eher der „Macher“. Immer wieder gibt es aber Phasen, in denen ich mich mehr mit dem „ich bin…“ beschäftige, meist wenn es durch irgend etwas angestoßen wurde. Und dann geht es doch wieder unter im Alltag…. und ich vergesse, wie gut es tut!
Welches Thema begleitet dich aktuell?
Beim Schreiben hat sich mir die Frage gestellt, wie viel ich bereit bin öffentlich von mir preiszugeben. Ich bin es nicht gewohnt, mich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Social Media Kanäle meide ich eher beziehungsweise nutze ich sie nur, um kreative Köpfe und Ideen zu verfolgen. Im persönlichen Austausch bin ich ein sehr offener Mensch. Ich liebe es, über tiefgründige Themen zu reflektieren und teile auch schnell Gedanken und Gefühle mit Menschen, die ich noch nicht lange kenne, wenn ich spüre, dass eine Verbindung besteht. Aber diesen Text lesen vor allem für mich fremde Menschen. Echt soll es trotzdem sein und ich möchte nicht nur an der Oberfläche bleiben. Es war wirklich eine Herausforderung für mich. In einer Yogastunde bei Alexandra tauchte kürzlich das Thema auf, dass man jeden Tag über seinen Schatten springen sollte. Das war nun definitiv einer für mich und eine ganz neue Erfahrung.
Welche Werte sind dir wichtig – für dich persönlich und auch in eurem Familienleben?
Am wichtigsten finde ich es, authentisch zu sein, in dem wer man ist und was man tut. Dazu gehören ein gesundes Selbstvertrauen und eine Portion Mut, um für Dinge einstehen zu können. Bedeutsam ist für mich zudem, dem Leben und anderen Menschen mit Offenheit und Wohlwollen entgegen zu treten. All dies möchte ich auch Oskar und Jonathan mit auf ihren Weg geben.
Da Philipp und ich beide sehr naturverbunden sind, spielt auch das eine wichtige Rolle in unserem Familienleben. Wir sind mit unseren Kindern so oft es nur geht draußen und möchten ihnen auch Respekt und Wertschätzung gegenüber der Natur und all ihren Schätzen mitgeben.
Hast du ein Lieblingszitat?
Ich habe kein konkretes Lieblingszitat. Ich schreibe es mir aber immer wieder auf, wenn ich etwas lese, das mich bewegt. So zum Beispiel:
„Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.“
Marc Aurel
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Geda (Freitag, 26 Februar 2021 12:47)
Ich fand das alles sehr eindrucksvoll. Sarah's Einstellung zum Leben finde ich einfach wunderbar.
Marina (Freitag, 26 Februar 2021 13:50)
Sehr schön geschrieben...so kenne und erlebe ich Sarah bzw. die ganze Familie.
LuiSa (Freitag, 26 Februar 2021 19:51)
Ich habe den Beitrag mit Begeisterung gelesen. Das bist einfach du =)
Mechthild (Samstag, 27 Februar 2021 10:59)
Ich freue mich immer schon im voraus auf den Monatsbrief und besonders auf die Serie "Tasse Tee...". Man lernt ganz versch. Menschen kennen und wird dadurch bereichert. Liebe Grüße an dich und Sarah